Der VEREIN und die WSCO: eine besondere Verbindung
Der VEREIN feiert in diesen Wochen sein 150-jähriges Bestehen mit zwei Jubiläums-Veranstaltungen im Foyer der WSCO. In der Zeit vom 5. Mai bis 7. Juli 2023 wird es außerdem im WSCO-Foyer eine für alle Bürger:innen zugängliche Ausstellung zur Geschichte des VEREIN zu entdecken geben. Warum der VEREIN und die Wohnbau der Stadt Coburg eine gemeinsame Geschichte und Bindung haben, erfahren Sie im Interview mit Uwe Friedrich, Studiendirektor a.D., Vorsitzender und Musikvorstand des VEREIN.
Herr Friedrich, wo liegen die gemeinsamen Wurzeln des VEREIN e.V. und der Wohnbau Stadt Coburg?
Der VEREIN ist seit 1950 Gründungsmitglied und Gesellschafter der Wohnbau Stadt Coburg.
Wie passt das zusammen? Musik und Kultur trifft auf sozialen Wohnungsbau?
Es klingt zunächst ungewöhnlich, aber genau das macht unsere gemeinsame Geschichte ja so interessant. Ich hole kurz aus: Seit 1873 gab es in Coburg am Viktoriabrunnen ein Gesellschaftshaus für die Coburger „High Society“. Hier konnte man niveauvolle Abendgestaltung pflegen mit einem abwechslungsreichen, breit gefächerten Programm, was sich die Coburger immer gewünscht hatten. Konzerte, Lesungen und Bälle der folgenden Jahrzehnte des VEREIN sind geradezu legendär und hatten für damalige Verhältnisse beinahe mondänen Charakter. Bis 1934, dann kamen die Nazis.
Das war dann das Aus?
Ja, das Gesellschaftshaus musste von der Gesellschaft „Verein“ 1934 an die NSDAP verkauft werden, so dass aus dem Gesellschaftshaus ab Oktober 1934 das Adolf-Hitler-Haus wurde. In dessen großem Saal fanden fortan überwiegend parteipolitische Veranstaltungen statt, bis das Gebäude kurz vor Kriegsende am 8. April 1945 durch einen Luftangriff der Amerikaner vollständig ausbrannte und nur noch die Außenmauern stehen blieben. Nach Kriegsende erhielt der VEREIN 1947 quasi als Wiedergutmachung das Haus zurück. Die Kriegsruine hätte man aber nur mit enormem finanziellen Aufwand wieder aufbauen können.
Wie hat man sich entschieden?
Der Gesellschaft VEREIN blieb nichts anderes übrig, als dieses Grundstück zu verkaufen. Aufgrund der nach Kriegsende herrschenden Wohnungsnot in Coburg trafen die Verantwortlichen aus dem Vorstand, allen voran Rechtsanwalt Dr. Leo Beck, die Entscheidung, sich mit nahezu dem gesamten Vermögen des VEREIN am sozialen Wohnungsbau in Coburg zu beteiligen. Das war dann 1950 die Geburtsstunde der Wohnbau.
Ein sehr sozialer Akt für eine eher elitäre Gesellschaft?
Die Gesellschaft VEREIN hatte sich schon immer auch sozial engagiert, so gab es bereits 1873 ein Benefiz-Konzert „zum Besten einiger bedrängter Familien“.
Wer den VEREIN e.V. noch nicht kennen sollte, können Sie uns erklären, was das Besondere am VEREIN ist?
Bei uns ist nicht nur die Schreibweise und der Name an sich einzigartig, bei uns sind es auch die Vielfalt und die Qualität unserer Veranstaltungen. Wir wollen für unser Publikum einzigartige musikalische Erlebnismomente kreieren, besondere Akzente in der Coburger Kulturlandschaft setzen und Raum schaffen für vielfältige kulturelle Begegnungen. Wir sind keine elitäre Gesellschaft mehr, heute freuen wir uns über jedes interessierte Mitglied. Hinter unseren mittlerweile 425 Mitgliedern steht ein multiprofessionelles, ehrenamtlich engagiertes Team, das für Weltoffenheit und Toleranz steht. Der VEREIN ist ein Garant für kulturelle und gesellschaftliche Events auf höchstem Niveau.
Als Gesellschafter der WSCO nutzen Sie als Zeichen der engen Verbundenheit auch regelmäßig das Foyer der WSCO für ein ganz besonderes Musik-Format: Music & Dine. Was hat es damit auf sich?
Diese Veranstaltungen bei der Wohnbau erfreuen sich seit vielen Jahren größter Beliebtheit. Es ist unser musikalisch-kulinarischer Donnerstag, der alle paar Monate erlesenen Genuss für alle Sinne bereitet, denn neben einem Musikprogramm auf höchstem Niveau gibt es auch Köstliches für den Gaumen. Für diese Veranstaltungen sind ebenso wie für unsere Montagskonzerte im Foyer der HUK-COBURG auf der Bertelsdorfer Höhe mit Künstlerinnen und Künstlern von internationalem Rang Karten im freien Verkauf erhältlich.
Jetzt aber zu den Feierlichkeiten des Jubiläums. Wo wird wann gefeiert?
Unsere erste Geburtstags-Revue feiern wir am Donnerstag, 4. Mai, im Foyer der WSCO mit der Entertainerin Julia Kempken, künstlerische Leiterin des „Theaters rote Bühne“. Dieser Abend wird für geladene Gäste sein. Das gleiche wird es aber nochmal ein paar Wochen später geben, und zwar am 15. Juni unter dem Motto „Revue & Dine“ ebenfalls im Foyer der WSCO und auch mit Julia Kempken. Für diese Veranstaltung mit musikalischen sowie kulinarischen Genüssen sind Reservierungen über musicvision-coburg.de möglich. Für die Fans von gedruckten Karten liegen Tickets bei Riemann am Markt bereit. Zusätzlich haben wir anlässlich unserer Jubiläumsfeierlichkeiten eine sehr interessante Ausstellung über unsere lange Geschichte des VEREIN zu bieten: Auch im Foyer der WSCO anzuschauen – zu den üblichen Öffnungszeiten in der Zeit vom 5. Mai bis 7. Juli 2023.
Was macht eine Mitgliedschaft im VEREIN aus?
Ein toller Zusammenhalt und höchste musikalische und kulturelle Genüsse, denn wir veranstalten einmal jährlich auch sehr besondere Kulturfahrten in ganz Europa. Und der unschlagbare Mitgliedsbeitrag muss hier auch mal erwähnt werden: 50 Euro im Jahr, und dafür darf man sogar kostenlos die Montagskonzerte im HUK-Foyer besuchen.
Wie geht es weiter für den VEREIN?
Wir haben viele Ideen und viele Pläne: So viel sei verraten, wir geben alles, um immer am Puls der Zeit zu bleiben und bringen außergewöhnliche Künstlerinnen und Künstler nach Coburg, die nicht nur durch ihre Musik begeistern, sondern auch durch ihre Persönlichkeit. Der Wohnbau sind wir dankbar, dass sich die Verantwortlichen, allen voran Geschäftsführer Christian Meyer, der Geschichte des VEREIN bis heute verpflichtet und verbunden fühlen. Das sieht man auch daran, dass wir seit 2018 eine eigene Geschäftsstelle an der Mauer 14 haben, im Gebäudekomplex des Wohnbau-Geschäftshauses. Das freut uns sehr, denn einen festen Sitz fürs Archiv und für Besprechungen hatte der VEREIN zuvor noch nicht. Es ist sozusagen alles gut unter Dach und Fach, wir sind bereit für die nächsten 150 Jahre.
Wir freuen uns auf die Feierlichkeiten. Danke für das Interview.
Das Gespräch führte Christina Hauptmann aus der WSCO-Abteilung Öffentlichkeitsarbeit.