Sanierungsgebiet VI - Ketschenvorstadt

6,7 ha

Fläche

Seit 09.01.2006

Sanierungs-
gebiet VI

19 Mio €

Förderfähige Kosten
Ausgangssituation

Der Stadtrat beschloss 2004, die „Ketschenvorstadt“ als Sanierungsgebiet festzulegen. Das Gebiet liegt als historisch gewachsene Vorstadt unmittelbar an der Grenze der alten Stadtbefestigung und stößt an die Sanierungsgebiete III und IV.

Die so genannte Ketschenvorstadt umfasst zu zwei Dritteln den Bereich der ältesten, mittelalterlichen Stadterweiterung südlich des Altstadtkerns. Gestaltlose Straßenräume sowie eine alte und denkmalgeschützte, größtenteils aber auch mangelhafte Bausubstanz, prägten das Gebiet. Die Bebauungsdichte im Gebiet variiert erheblich, von dicht gedrängten Gebäuden unterschiedlicher baulicher Qualität im Bereich der Ketschengasse bis hin zu großen Baulücken in der Casimir- und Goethestraße. Zusätzlich wird das Gebiet von einer  Hauptverkehrsstraße durchzogen.

Angebot und Umfeld der Wohnungen entsprachen vielfach nicht mehr den heutigen Anforderungen. Steigende Leerstände bei den Gewerbeeinheiten, insbesondere bei sanierungsbedürftigen Gebäuden, sind weitere Indikatoren für eine negative Entwicklung der Nutzungsstruktur. Ein Drittel aller Gebäude im Untersuchungsgebiet, insbesondere im Bereich der historischen Stadterweiterung Ketschenvorstadt waren sanierungsbedürftig.

Die historische Verbindungsachse Erfurt-Nürnberg, die sich vom Inneren bis zum Äußeren Ketschentor zieht, war in Teilbereichen stark beeinträchtigt. Die Gestaltung verrät immer noch ihre Vergangenheit als Bundesstraße. Der städtische Raum wurde monofunktional als Verkehrsraum bzw. als Parkfläche verwendet und erschwerte die Gebäudenutzung.

Zielsetzung und aktueller Stand

Laut der im Jahr 2006 formulierten Sanierungsziele sollte der öffentliche Raum in der Ketschenvorstadt durch eine Straßenraumgestaltung aufgewertet werden, um eine lebendige Innenstadt mit verschiedenen Nutzungen zu generieren. Mit der Sanierung des Gebiets entstand das Ziel, die Wohnverhältnisse und das Wohnumfeld zu verbessern. Alte Bestände sollten dabei behutsam mit neuer Architektur und Aufenthaltsmöglichkeiten verbunden werden. Außerdem sollten die notwendigen Voraussetzungen für die Erhaltung und Stärkung der wirtschaftlichen Entwicklung der ansässigen Betriebe aus Handel, Dienstleistung, Gastronomie und Gewerbe, geschaffen werden.

Viel ist passiert in der Coburger Ketschenvorstadt und das 7 ha große Viertel im Süden der Stadt zeigt seit Beginn seiner Sanierung ein frisches und völlig neues Gesicht. Dem voraus ging ein langer Planungs- und Beteiligungsprozess. Mitdiskutiert und mitgewirkt haben neben Fachleuten aus Politik und Verwaltung Anwohner, Eigentümer, Gewerbetreibende und interessierte Vereine und Verbände, so dass Schritt für Schritt tragbare Lösungen gefunden wurden. Auf der Grundlage der Vorbereitenden Untersuchungen aus dem Jahr 2004 wurde 2008 ein städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb für die öffentlichen Frei- und Verkehrsanlagen ausgelobt.

Die beiden öffentlichen Plätze Albertsplatz und Säumarkt wurden als erste Maßnahme fertiggestellt und erfuhren umfassende Sanierungs- und Neubautätigkeiten. Anschließend wurde der Straßenraum im Bereich des Ketschentors und der Kreuzungsbereich Schützenstraße aufgewertet.

Es entstand eine zweigeschossige Quartierstiefgarage mit 176 Stellplätzen, es wurden 1.200 Quadratmeter Gewerbefläche neu erstellt und mehr als 350 Quadratmeter Gewerbefläche saniert. Zahlreiche Wohnungen wurden saniert und neugebaut.

Am Albertsplatz wurde Raum für Straßencafés geschaffen und sechs Gleditschien säumen den Platz, der zum Innehalten und Verweilen einlädt. Ein echter Anziehungspunkt ist der neue Brunnen, der aus 25 Fontänen computergesteuert und beeinflusst durch Passanten ein bis zwei Meter hohes Wasserspiel generiert. Auch nachts beeindruckt der Platz durch seine durchdachte Fassadenbeleuchtung, dem glitzernden Wasserspiel und leuchtenden Sitzwürfeln. Durch Bauabschnitt 3a – dieser umfasst den Bereich Ketschentor bis Kreuzung Schützenstraße – wurde eine weitere freiräumliche Aufwertung des Stadtraums geschaffen.

Die Ketschenvorstadt hat sich zu einem Ort entwickelt, der die heutigen Anforderungen an das Leben, Wohnen und Arbeiten in hohem Maß erfüllt.

Aktuell: Umgestaltung Ernstplatz

Im Sommer 2021 wurde an die Sanierung des Albertsplatzes in Richtung Ernstplatz und Am Viktoriabrunnen angeknüpft: Anstelle der früheren Straße mit Parkplätzen ist dort entlang der Stadtmauer eine autofreie Straße mit Promenadencharakter entstanden. Auch die Freianlagen rund ums Bildungshaus sowie der Pausenhof Lutherschule erhielten dadurch ein neues Gesicht mit mehr Spielfläche und mehr Grün.

Bauabschnitt 1 wurde somit hier bereits erfolgreich umgesetzt.

 

Ziel ist es nun, auch bei den nächsten Bauabschnitten (rund ums Denkmal und Straße Am Viktoriabrunnen) die Aufenthaltsqualität durch Sitzmöglichkeiten, mehr Grün und eine insgesamt denkmalverträgliche Planung im genannten Areal deutlich zu erhöhen und vor allem den gesamten Verkehrsraum übersichtlicher zu gestalten.

 

„Mit der Neugestaltung werden wir die Flächen für PKWs neuordnen und die Situation für Fußgänger und Radfahrer mit Blick auf Barrierefreiheit und Wegeführung deutlich verbessern“, betont Ullrich Pfuhlmann, technischer Leiter der WSCO. Der Ernstplatz erhält Platzcharakter, der Baumbestand wird – soweit möglich – erhalten bleiben und verjüngt werden. Gefällte Bäume werden durch neue ersetzt.