Sanierungsgebiet VII - Nördliche Innenstadt

7,4 ha

Fläche
Sanierungsgebiet

Seit 27.07.2017

Sanierungs-
gebiet VII

38 Mio €

Voraussichtliche förderfähige Kosten
Ausgangssituation

Das Sanierungsgebiet VII versteht sich als Fortführung und Erweiterung des Sanierungsgebietes II. Es erstreckt sich auf das Gebiet der nördlichen Innenstadt zwischen Gemüsemarkt, Oberer Bürglaß, Heiligkreuzstraße, Schenkgasse, Seifartshofstraße, einem Teil der Mohrenstraße (bis Fl.-Nr. 1099 Gemarkung Coburg), der Badergasse, Steinweg und Georgengasse.

Bei dem Quartier handelt es sich um ein sehr heterogen zusammengesetztes Gebiet. Zum einen wird es aus der historischen und teilweise extrem verdichteten Steinwegvorstadt gebildet. Der namensgebende Steinweg führt als Fortsetzung der vom Markt zum Spitaltor führenden Spitalgasse – der noch heute wichtigsten Einkaufsstraße – jenseits des Tores in leichter Biegung nach Nordwesten zur Talniederung. Er lässt mit seiner dreigeschossigen, traufseitigen und einfacheren Bebauung, obwohl dicht und innerstädtisch, noch immer die ehemalige Vorstadt erkennen. Zum anderen umfasst das Gebiet noch einen Teil der Bahnhofsvorstadt, sowie die großmaßstäbliche Bebauung in der Hindenburgstraße. Dazu gehören eine Kette von, für das Zentrum von Coburg ungewöhnlich hohen Wohnhäusern, sowie das Kaufhaus, das Parkhaus Post aus den 1980er Jahren und das historische Hauptpostamt. Weite Teile des VU Gebietes sind als Ensemble denkmalgeschützt. Seit der Ausweisung der Fußgängerzone Mitte der 1990er Jahre wird der in Nord-Süd-Richtung verlaufende Durchgangsverkehr hauptsächlich im Westen der Stadt über die Bundesstraße 4 und über die Hindenburgstraße abgewickelt.

Die nördliche Innenstadt ist in ihrem Kernbereich von starker Überbauung und Verflechtung der einzelnen Grundstücke geprägt. Der Zustand vieler Gebäude ist aufgrund baulicher Überalterung und z.B. den Problemen einer wirtschaftlichen Erdgeschossnutzung mangelhaft. Das Wohnraumangebot entspricht vielfach nicht den zeitgemäßen Bedürfnissen, was sich in den niedrigen Mieten wiederspiegelt. Es fehlen Infrastruktureinrichtungen wie Freiflächen, Spielplätze oder Anwohnerparkplätze im unmittelbaren Umfeld, die soziale und ästhetische Qualitäten aufweisen.

Sich abzeichnende Problemlagen der nördlichen Innenstadt sind zunehmende Schwierigkeiten bei der Erdgeschossnutzung mit Handelsfunktionen, insbesondere am Steinweg, aber auch am Lohgraben. Hier sind Leerstände zu verzeichnen und eine deutlich geringere Passantenfrequenz als südlich des Spitaltores. Lokale und Bars dominieren die Nutzung im Steinweg, was zu Konflikten mit den Anwohnern führt.

Zielsetzung und aktueller Stand

Als Ergebnis der Vorbereitenden Untersuchungen wurden mehrere Ziele gesetzt. Dazu gehören die Stärkung der wirtschaftlichen Entwicklung und die Verbesserung des Wohnstandortes. Des weiteren sollen die Verkehrsverhältnisse für fließenden und ruhenden Verkehr, insbesondere die innergebietliche Erschließung, verbessert werden. Darüber hinaus soll eine Aufwertung und Öffnung der öffentlichen Räume vorangetrieben werden. Ziel ist zudem, historische Bausubstanz zu erhalten und an zeitgemäße Nutzungen anzupassen.

Mehrere sanierungsbedürftige Objekte im Sanierungsgebiet wurden bereits erworben, um diese für eine Grundstücksneuordnung und fachgerechte Sanierung im Quartier vorzuhalten. Ein Teil dieser Häuser konnte mit Sanierungsauflagen veräußert werden, um eine den Sanierungszielen entsprechende Umsetzung zu gewährleisten.

Ein freiräumlicher Realisierungswettbewerb, der für die Entwicklung des Gebietes Lohgraben/Gerbergasse durchgeführt wurde, ist nun abgeschlossen. Aus diesem Wettbewerbsverfahren ging das Büro A24 Berlin als 1. Preisträger hervor, das aktuell die Planung ausarbeitet.

Die im Endbericht als Projekt P10 titulierte Maßnahme einer Fahrradstation in der Schenkgasse wurde bereits vom Sanierungsträger erfolgreich umgesetzt. Aus einer Scheune wurde folglich im Sommer 2021 ein Fahrradparkhaus. Das Fachwerk-Gebäude wurde wieder zum Leben erweckt und zu einer Fahrradstation mitten in der Innenstadt umgebaut. Auf etwa 115 m² Fläche sind 72 überdachte Stellplätze im Doppelstocksystem, Flächen für Lastenfahrräder und Fahrradanhänger sowie Schließfächer entstanden. Die Fahrradscheune kann von Anwohner:innen und weiteren Interessenten gegen eine Gebühr genutzt werden.

Die aus den Vorbereitenden Untersuchungen zum SanGebiet VII hervorgegangene Maßnahme P01 ist das MehrGenerationenWohnen im Steinweg 25, 27, 29 sowie Lohgraben 4 und 6, um das Wohnangebot für junge und ältere Menschen auszubauen, und die Potentiale des Zusammenlebens verschiedener Generationen in einem Quartier zu nutzen. Dazu wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, dessen erstes Preisgericht am 18. Januar 2023 tagte. Am 4. Mai 2023 wird hier in einer 2. Wettbewerbsphase ein Preisträger ermittelt.

Parallel werden Konzepte für alternative Wohnformen, wie zum Beispiel das Projekt „Junges Leben“ entwickelt. Hierzu werden die Liegenschaften im Steinweg 35, 37 und Lohgraben 14, 16 sowie Schenkgasse 2a entsprechend umgebaut.

Begleitend fanden in den vergangenen Jahren für die Vorbereitenden Untersuchungen Bürgerveranstaltungen zur interaktiven Beteiligung im „Schlick 29. Die Sanierungswerkstatt“ statt. Insbesondere im Rahmen des Tages der Städtebauförderung. Organisiert wurden die Beteiligungen für die durch die Stadt Coburg, die Wohnbau Stadt Coburg GmbH, das Stadtplanungsbüro UmbauStadt sowie dem Fördergeber – die Regierung von Oberfranken. In der Sanierungswerkstatt im Steinweg 29 und per Fragebögen wurden unter anderem die Qualität der Wohnsituation und des Quartiers, Fragen zu Verkehr und Freiräumen sowie Anregungen und Ideen für eine höhere Lebensqualität im Quartier abgefragt. Bei Stadtspaziergängen und Informationsveranstaltungen wurden Interessierte über die Steinwegvorstadt informiert. Teilgenommen haben u.a. Immobilieneigentümer, Bewohner, Gewerbetreibende und Gastronomen aus der Steinwegvorstadt sowie interessierte Coburger. So wurden zusammen mit den Bürgern systematisch die Qualitäten und Schwächen, aber auch Ideen und Chancen für das Quartier aufgenommen und diskutiert.